Krieg, Wandel und Finanzen: „Das ist alles nicht schön!“

Regen. Es waren nicht unbedingt die besten Nachrichten, die die drei Redner den rund 250 geladenen Gästen überbringen konnten. Sowohl Sean Kevin Papendorf (Kommandeur des Regener Panzergrenadierbataillons 112) als auch Landrat Ronny Raith und Regens Bürgermeister Andreas Kroner verbreiteten beim gemeinsamen symbolischen Auftakt ins Jahr 2025 nicht – wie sonst bei Neujahrsempfängen üblich – durchwegs Zuversicht. Dennoch schienen sie davon überzeugt, dass unter gewissen Voraussetzungen die vielschichtigen Herausforderungen des anstehenden Jahres gemeistert werden können.

Der derzeitige Chef der Bayerwaldkaserne beschäftigte sich in seiner Rede ausschließlich mit dem Ukraine-Krieg aus sicherheitspolitischer Sicht sowie dessen unmittelbare Folgen für die in Regen stationierten Soldaten. Anhand einer Folienpräsentation zeigte der Oberstleutnant u.a. den Verlauf vom „Bewegungskrieg“ zum „Abnutzungskrieg“ auf, ging auf die Militärreform Russlands mit einer 30-prozentigen Steigerung des Militäretats ein und warf einen Blick auf Russlands kurz-, mittel- und langfristige Kriegsambitionen.

„Kräfte der ersten Woche“

Die Bedrohung der Heimat steige aufgrund von Fake-News, Cyberangriffen, Ausspähung und Sabotage-Akten tagtäglich weiter an. Der sicherheitspolitische und gesellschaftliche Wandel seit Beginn des Ukraine-Konflikts sei daher mehr und mehr spürbar. Sean Kevin Papendorf sprach von einer Zeitenwende, die sich auch im Verteidigungshaushalt entsprechend widerspiegele – wobei er betonte, dass von den bereits zugesagten und verplanten 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr inflationsbereinigt etwa 84 Milliarden übrigbleiben und davon wiederum 50 Prozent reine Betriebskosten seien.

Zudem würden sich die Panzergrenadiere, die laut NATO-Einsatzplan zu den „Kräften der ersten Woche“ zählen, auf eine direkte Konfrontation mit Russland bei einem Angriff des Baltikums vorbereiten. „Im Falle der Fälle müssten wir innerhalb von 30 Tagen kampfbereit in Litauen sein.“ Die Kernaufgabe des Regener Bataillons stehe daher aktuell unter der Prämisse: „Herstellen und Halten der Kriegstüchtigkeit“. Papendorf sei bewusst, dass seine Worte eine „gewisse Brisanz“ vermitteln – sie seien jedoch „nicht übertrieben“, sondern Realität. Ein Einsatz sei greifbar und kein Planspiel mehr.

„Müssen bereit sein, Risiken einzugehen“

Auch Landrat Ronny Raith, der ebenfalls einen realistischen Blick in die Zukunft werfen wollte, konnte vorab nicht versprechen, dass seine Ausführungen für bessere Stimmung sorgen würden. „Wir befinden uns in Zeiten des Wandels“, betonte der oberste Politiker des Landkreises Regen und fügte hinzu: „Aber ohne Wandel gibt es keinen Fortschritt. Ich sehe keinen Grund zur Panik.“

Der Schlüssel zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen sei ihm zufolge mehr denn je der gesellschaftliche Zusammenhalt. Bei der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, die Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu verteidigen, sei vor allem auch jeder Einzelne gefordert. Es gelte, gewisse Standards nicht nur zu hinterfragen, sondern auch Standards neu zu setzen. Dabei müsse einem bewusst sein, dass nicht mehr alles machbar sein werde, weil schlichtweg die finanziellen Mittel nicht mehr dafür ausreichen. „Hinschauen, wo man hinschauen muss – und anpacken, wo man anpacken muss“ laute die Devise.

Es sei aber unerlässlich, gewissen Fehlentwicklungen klar entgegen zu wirken und „Dinge auf ein gesundes Maß zurück zu führen“. Dabei meinte Raith allen voran die seiner Ansicht nach überbordenden Reglementierungen in Deutschland. Diese hätten einen großen Mehraufwand zur Folge, was wiederum im Gegensatz zu der sich mehr und mehr abzeichnenden Absicht stehe, weniger arbeiten zu wollen, gleichzeitig aber auch das Sicherheitsbedürfnis überwiege. Der Landrat sprach hier von einem „schwierigen Cocktail“ und gab zu: „Das ist alles nicht schön“ – weshalb Zusammenhalt, Ehrlichkeit und Redlichkeit wichtiger denn je seien.

Ebenso müsste die Bereitschaft erhöht werden, gewisse Risiken einzugehen – und sich nicht auf die Frage zu versteifen, was beim Wandel schiefgehen könnte. „Wir müssen gestalten und dürfen nicht vor  Angst zurückschrecken.“ Es sei das Gebot der Stunde, den Blick nicht immer nur nach außen, sondern auch nach innen zu richten. „Wir müssen Probleme nicht nur ansprechen, sondern auch das Heft des Handelns in die Hand nehmen.“

„… dass die Kommunen nicht untergehen“

Bürgermeister Andreas Kroner zählte die anstehenden Aufgaben der Stadt Regen, insbesondere die Haushaltsgestaltung als eine der größten Herausforderungen, auf. Weiterhin stehe die Entwicklung des Rodenstock-Geländes im Fokus, wobei sich hier in naher Zukunft der Abriss eines Bestandsgebäudes sowie die Errichtung eines neuen Gebäudes ergeben werde.

Auch das Grüne Zentrum soll vorangetrieben werden, hierzu müsse 2025 eine Entscheidung fallen. „2024 war ein sehr gutes Jahr“, blickte das Stadtoberhaupt zurück. 2025 wird ihm zufolge jedoch in vielerlei Hinsicht herausfordernder. Ihm sei wichtig, „dass die Kommunen nicht untergehen“.

Ähnlich wie Raith und Papendorf wollte Kroner insgesamt nicht von „Problemen“, sondern von „Herausforderungen“ sprechen. Denn diese seien dazu da, um gemeistert zu werden. Gemeinsam, nicht jeder für sich.

Quelle: hogn.de (Helmut Weigerstorfer und Stephan Hörhammer)

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