Nach 46 Jahren wird der Schützenpanzer Marder in der Panzergrenadiertruppe sukzessive durch den Schützenpanzer Puma ersetzt. Damit neigt sich auch die Zeit Bordmaschinenkanone 20mm und der Panzerabwehrlenkwaffe MILAN dem Ende zu. Das Panzergrenadierbataillon 112 führte auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr vom 06.02 bis zum 24.02.2017 das letzte Schießen des Verbandes mit den beiden Waffensystemen durch.
Seit 1971 ist der Schützenpanzer Marder in unterschiedlichen Versionen das Gefechtsfahrzeug der Panzergrenadiertruppe. Generationen von Panzergrenadieren durchlebten ihre Dienstzeit Seite an Seite mit dem Marder. Integraler Bestandteil des Schützenpanzer Marders ist dessen Hauptbewaffnung, die Bordmaschinenkanone 20mm. Deren letzter Schuss verhallte für das Panzergrenadierbataillon 112 am 23.02.2017 auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr.
Dass der Kommandant seinen Schützenpanzer ruhig an eine Anhöhe heranfährt, selbst über Luke mit dem Doppelfernrohr beobachtet und die Ziele nach dem Erstschusstreffer im schnellen Einzelfeuer als Wirkungsfeuer bekämpft ist nichts Unübliches. Die besonders gute Trefferlage auch bei Zielen in Querfahrt auf eine Entfernung von rund 1300m schon eher. Die aufmerksamen Blicke des gesamten Unteroffizierkorps sowie Teilen der Bataillonsführung umso mehr. Schließlich klärt die gelbe Schnur an der Schulter des Kommandanten das Rätsel.
Die Ehre des letzten Schusses gebührte Oberstabsfeldwebel Winkler, dem Kompaniefeldwebel der 4./112. Nach 30 Jahren als Soldat war es ihm eine Ehre zu seiner eigenen Verabschiedung aus dem aktiven Dienst im Sommer auch noch den Schützenpanzer Marder im Panzergrenadierbataillon 112 zu verabschieden. An den erfolgreichen Übungsplatzaufenthalt ohne Störungen oder größere technische Ausfälle mit dem Schützenpanzer Marder schließt sich im September diesen Jahres der erste Übungsplatzaufenthalt mit dem neuen Schützenpanzer Puma an.
Zusätzlich zur 20mm Bordmaschinenkanone dient den Panzergrenadieren seit 1977 die Panzerabwehrlenkwaffe MILAN (franz. Missile d?Infanterie léger antichar). Die sowohl von Schützenpanzer Marder als auch abgesessen einsetzbare Panzerabwehrlenkwaffe wird derzeit auch durch kurdische Peschmerga gegen Kämpfer des „Islamischen Staates“ äußerst erfolgreich in Syrien eingesetzt.
Ein altes Panzerwrack, das sogenannte Hartziel, befindet sich am 08.02.2017 auf der Schießbahn 307 rund einen Kilometer vom Schützenpanzer Marder entfernt. Nachdem es in der taktischen Lage im Rahmen der Ausbildung als feindlicher Kampfpanzer erkannt wurde, bereitet die Besatzung des Schützenpanzers routiniert den Einsatz der MILAN vor. Konzentriert ist der Truppführer Oberstabsgefreiter Bachmann im Anschlag. Die Panzerabwehrlenkwaffe verlässt mit einem Fauchen das Startrohr und fliegt mit 200 Metern pro Sekunde auf das Ziel zu. Nach einem Feuerball und der Detonation ist der nüchterne Funkspruch: „Treffer Zielmitte, Ziel vernichtet„ zu hören. Der erfahrene Oberstabsgefreite hat zwar erst seinen ersten „scharfen“ Schuss mit der MILAN geschossen, aber aufgrund der guten Vorausbildung und der zahlreichen absolvierten Übungen im Simulator lief alles „reibungsfrei“ ab, wie er stolz berichtet.
Die Ehre, den tatsächlich letzten Schuss mit der MILAN im Panzergrenadierbataillon 112 abgeben zu dürfen, wird an diesem Tag jedoch dem erfahrenen, 29 Jahre alten Oberfeldwebel Stielfried zu Teil. Ebenso routiniert wie bei seinem Vorgänger in der Übung baut der Gruppenführer seine MILAN auf, geht in Anschlag, nimmt das Ziel auf, feuert und trifft. Auch hier Treffer Zielmitte, wie aus dem Lehrbuch. „Ich freue mich, stets mit so hoch motivierten Soldaten zu arbeiten“ sagt Hauptmann Kleemann, der Leitende des Schießens und ist sichtlich stolz auf die Leistung der Soldaten.. Oberfeldwebel Stielfried fühlt sich „einfach super“ und freut sich über den würdigen Abschluss, den er der Ära MILAN im Panzergrenadierbataillon 112 geben konnte. Er hätte sich den Schuss „schwerer gedacht“ aber alles sei gut gelaufen. Nach der Zukunft gefragt antwortet er, dass er schon „ziemlich gespannt auf MELLS“ – die neue geplante Panzerbawehrrakete des neuen SPz Puma sei. So geht für die Regener Grenadiere die Ära SPz Marder zu Ende, aber eine Neue fängt gerade erst an: Die ersten 16 Schützenpanzern PUMA treffen im Ende März diesen Jahres in Regen ein und unmittelbar im Anschluss beginnt die intensive Ausbildung im Panzergrenadierbataillon 112.
Quelle: Kessel, Bundeswehr