Kommandeur nimmt Bürger in die Pflicht ? Stadtpfarrer bittet um Unterstützung für Asylbewerber
(PNP) Regen. Die Gruppe der Teilnehmer, die Bürgermeisterin Ilse Oswald am Volkstrauertag zur Gedenkfeier am Kriegerdenkmal willkommen hieß, war recht überschaubar. Es waren hauptsächlich Angehörige von Bundeswehr, VdK, Krieger- und Soldatenvereinen und Feuerwehren und ein paar Behördenvertreter, die sich nach dem Gottesdienst eine halbe Stunde Zeit nahmen, um in aller Öffentlichkeit der Gefallenen und Vermissten der Weltkriege und der Opfer in Kriegs- und Krisengebieten zu gedenken.
?“Verliert der Volkstrauertag an Bedeutung?“, fragte deshalb Oberstleutnant Heiko Diehl, Kommandeur des Regener Panzergrenadierbataillons, in die Runde. Auch wenn der enge Bezug zu den Namen auf dem Kriegerdenkmal im Laufe der Zeit verloren gehe, habe dieser Tag weitere elementare Funktionen.
?Diehl spekulierte, ob der Name noch passe. Vielleicht solle besser von einem Tag des Gedenkens, des Erinnerns gesprochen werden statt von Trauer. Opfer verbrecherischer Regime gebe es nach wie vor, genau wie Vertriebene. „Leid war und ist weltumspannend“, sagte der Regener Kommandeur.
?Deshalb gebe es eine Verantwortung über Landesgrenzen hinaus. Damit hatte Diehl den Bogen gespannt zu einem Datum, das in der Region viele fest im Gedächtnis tragen: 18. Februar 2011, der Tag, an dem drei Soldaten aus dem Regener Bataillon in Afghanistan gefallen sind. Ein eigenes Mahnmal erinnert am Regener Kriegerdenkmal an diese drei Soldaten. Ihrer gedachte Diehl namentlich. „Diese Namen mahnen sich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen“, ist Diehl überzeugt. Trauer und Schmerz über ihren Tod hätten sich im Laufe der Zeit verändert, kämen an Tagen wie dem Volkstrauertag aber wieder hoch.
?“Dieses Gedenken geht alle an“, mahnte der Kommandeur. Denn: „Wenn die Erinnerung verblasst, entsteht eine Gefahr für den Frieden“. Jeder habe die Verantwortung einen Beitrag für Frieden und Freiheit zu leisten. Aus dieser Überzeugung zollte der Bataillons-Chef dem Stadtpfarrer ausdrücklich großen Respekt für dessen Predigt im Gottesdienst. Josef Ederer hatte Bezug auf das Evangelium vom Barmherzigen Samariter genommen. Es dürfe am Volkstrauertag nicht allein um den Blick in die Vergangenheit gehen. Ederer ging es vor allem um die Zuschauer, besser gesagt um die „Weg-Schauer“. Es erfordere viel Mut aufzustehen und für Freiheit und Gerechtigkeit einzutreten. Dazu gehört nach der Überzeugung des Pfarrers im Inland gegen gewalttätige Gruppen vorzugehen und sich im Ausland gegen Unterdrückung einzusetzen. Jeder müsse an seinem Platz und nach seinen Möglichkeiten handeln, um dem Nächsten beizustehen.
?Gerade in Regen gebe es dazu aktuell Gelegenheit. Ederer sprach die 15 Asylbewerber aus dem Iran an, die am Mittwoch angekommen sind. Die Familien und junge Paare hätten Heimat, Familie und Freunde, Haus und Besitz zurückgelassen, um eine bessere Zukunft zu finden. Ederer bat die Gläubigen, sie als Menschen aufzunehmen und bei ihrem Neuanfang zu unterstützen ? beim Erlernen der deutschen Sprache etwa. „Ich selbst habe sie als sehr freundliche und aufgeschlossene Menschen erlebt“, sagte Ederer.
?Hinschauen und handeln ? diese Botschaft des Evangeliums stellte der Stadtpfarrer heraus. Und wer den Geschehnissen um Krieg, Terror und Vertreibung eine Bedeutung für heute geben wolle, dürfe nicht wegschauen: „Unsere Asylbewerber bieten dazu Gelegenheit.“