Große Übung des Bataillons mit Sperrung der Staatsstraße bei der Bayerwald-Kaserne
Regen. Wer am 30.Mai, nachmittags als Bierfahrer oder als Lieferdienst in der Regener Bayerwald-Kaserne zu tun hatte, der brauchte ein wenig Geduld. Da wurde schon mal der Kofferraum gefilzt, da wurde der Spiegel unter den Wagenboden gehalten, da wurden die Papiere so richtig genau unter die Lupe genommen. Das konnte dauern. „Gefährdungsstufe Bravo“ stand groß auf einem Schild am Wachgebäude. Was das bedeutet, erläutert Oberstleutnant Jan Mirko Schmidt, Kommandeur des Regener Panzergrenadierbataillons: „Es gibt die konkrete Gefahr einer Aktion gegen die Bundeswehreinrichtungen.“
„Bravo“ war am 30.Mai nur Übung, aber eine Übung, die ernstgenommen wurde, deswegen auch die scharfen Kontrollen für alle, die in die Kaserne rein- und auch wieder rausfuhren. Kontrollen auch für die Rausfahrer, denn da wurde plötzlich ein neues Szenario eingespielt. Dokumente, Dokumente der Kategorie „Verschlusssache ? Vertraulich“, waren verschwunden.
„Wir üben zum ersten Mal umfassend, wie wir mit terroristischen Bedrohungen umgehen“, sagte Schmidt, im Bataillon habe man das so noch nie gemacht. Wer macht was? Welche Kräfte werden wo postiert? Wer darf noch rein in die Kaserne? Wie werden die Wachen und Patrouillen verstärkt? Was passiert, wenn Verdächtige in der Kaserne gestellt werden?
In der Gefährdungsstufe „Bravo“ läuft noch der Normalbetrieb in der Kaserne, „wir könnten auch wochenlang in dieser Gefährdungsstufe arbeiten, mit Einschränkungen, weil wir natürlich Personal vom normalen Dienst abziehen müssen“, so der Kommandeur, der sich im Anschluss auf den Weg in Richtung Standortschießanlage machte. Denn betroffen von der Warnung war nicht nur die Kaserne, betroffen waren auch die anderen Einrichtungen der Bundeswehr, auch die Radarstellung am Arber.
Die Soldaten, die in der Schießanlage Streife gingen, hatten einen verdächtigen Gegenstand auf dem Weg außerhalb des Zauns entdeckt. Eine rote Kiste lag da. Sie wird gemeldet, fotografiert. Kurz darauf durchkämmt eine Gruppe Panzergrenadiere das Waldstück neben dem Weg, auf dem die Kiste liegt.
Plötzlich knallen Schüsse, die Gruppe wird beschossen, zwei Soldaten brechen schreiend zusammen, sie sind getroffen. Ihre Kameraden schleifen sie ins Unterholz. Erste Hilfe, Sanis alarmieren. Die beiden Übungsopfer spielen ihre Rolle überzeugend, schreien und jammern, machen den Helfern so richtig Stress. Denn die müssen jetzt, um den Blutverlust mit Kochsalzlösung auszugleichen, einen Zugang legen. Es ist zwar nur eine Übung, aber der Zugang ist echt und ein wenig blutig.
Am Mittwoch, 31.Mai wurde es dann noch dramatischer. Bedrohungsstufe „Charly“, eine Demo vor dem Kasernentor, Schusswaffengebrauch, Explosionen, bis hin zur Bedrohungsstufe Delta, „das bedeutet einen Anschlag auf Bundeswehr-Einrichtungen“, erläutert Schmidt, „da wird der normale Betrieb eingestellt.“ Das war am Mittwoch der Fall , ab Donnerstag herrschte wieder Normalbetrieb, Gefährdungsstufe Alpha.
Wegen der Übung war am Mittwoch, von 14 bis 19 Uhr sogar die Staatsstraße an der Kaserne für den Verkehr gesperrt.
Quelle: pnp.de