Regener Grenadiere testen die modernste Version des neuen Schützenpanzers
Dass der Bayerische Wald besonders günstige Bedingungen für Raubtiere bietet, ist nicht erst seit der gelungenen Wiederansiedlung des Luchses bekannt. Auch bei der Einführung des Schützenpanzers Puma sprechen die Regener Grenadiere von einer Erfolgsgeschichte, wie die Bundeswehr in einem online veröffentlichten Bericht informiert.
Dafür brauchte es aber ein ganzes Stück Arbeit. Denn zunächst fiel das neue Waffensystem beim Test der Einsatztauglichkeit durch. „Noch im letzten Jahr haben wir bei der taktischen Einsatzprüfung zu viele Mängel festgestellt“, zitiert der Online-Auftritt der Bundeswehr den Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais. „Mängel, die die Fähigkeiten des Systems deutlich eingeschränkt haben. Sie betrafen insbesondere den häufigen Ausfall des Panzerturms in Gefechtssituationen, die instabile Datenübertragung, sehr schlechte Sprachqualität und Funkreichweite sowie die eingeschränkte Lagedarstellung auf den Tablets, also den digitalen Bedien- und Anzeigegeräten der Panzergrenadiere im abgesessenen Kampf.“
Dass dem Puma jetzt die Einsatztauglichkeit bescheinigt worden ist, daran haben die Regener Soldaten keinen geringen Anteil. Sie waren quasi die Testpiloten für das Waffensystem, das die Bundeswehr als „Maß der Dinge im weltweiten Vergleich der Streitkräfte“ bezeichnet.
Der Kampf wird digitaler
Das Panzergrenadierbataillon 112 aus Regen ist gegenwärtig das am modernsten ausgestattete Kampftruppenbataillon des Heeres. Im Bataillon rollen seit 2020 die neuesten Versionen des Puma, eingeführt ist auch das System Infanterist der Zukunft (IdZ). Die Soldaten sind untereinander digital verbunden, sollen jederzeit ein exaktes Lagebild haben, wissen, wer wo im Einsatz ist. Das IdZ-System ist die persönliche Führungsausstattung für die abgesessenen Schützentrupps. Bereits 2022 wird das Regener Bataillon die Panzergrenadierkräfte in der Stand-up-Phase für die Schnelle Eingreiftruppe der NATO stellen.
Die Einführung des Pumas hat in Regen 2016 begonnen. Das bedeutete einen riesigen Schulungsaufwand. Alle Kraftfahrer, Richtschützen, Kommandanten und Schießlehrer sowie das Instandsetzungspersonal musste für das neue System ausgebildet werden. Und der Technik-Sprung vom Marder, der über 40 Jahre im Einsatz war, zum Puma war riesig.
Nach ersten Versuchsdurchgängen im Schießübungszentrum 2017 und dem Abschluss der Umschulung hat das Panzergrenadierbataillon 112 zwei Jahre später begonnen, die Zugausbildung zu intensivieren. 2019 übten die ersten Kompanien im Schießübungszentrum. Ende 2020 waren weitere zwei Panzergrenadierkompanien mit insgesamt 34 einsatzbereiten Schützenpanzern im Schießübungszentrum.
Instandsetzer aus Roding
Mit dabei war erstmals militärisches Instandsetzungspersonal der Brigade. Das Versorgungsbataillon 4 aus Roding stellte Instandsetzungs-, Nachschub- und Transportkräfte zur Verfügung, um die Kettenfahrzeug für die mehrwöchige Ausbildung auf dem Übungsplatz Munster fit zu halten. „Das technisch-logistische Zusammenwirken der Truppengattungen ist der Schlüssel zum Erfolg auf dem Gefechtsfeld“, sagt der Regener Kommandeur Oberstleutnant Germar Lacher. Um das zu erreichen, wurde das Personal in der Industrie und an der Technischen Schule des Heeres in Aachen an dem neuen Schützenpanzer ausgebildet.
Bis dahin erfolgten die Reparaturen noch durch die Industrie selbst. Jetzt übernehmen die eigenen „Profi-Schrauber in Uniform“ immer mehr Verantwortung. So erklärt der Schirrmeister der 3. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 112, dass die Instandsetzer aus Regen, Pfreimd und Roding jetzt eigenständig und unabhängig Schäden aufnehmen, unmittelbar selbst beheben oder eine zielgerichtete Instandsetzung einleiten.
Der bisherige Höhepunkt in der Weiterentwicklung der Kampfmaschine kam in Form der letzten, überarbeiteten Version des Schützenpanzers: dem VJTFVery High Readiness Joint Task Force Puma. Diese neueste Version hat nach einer strengen Überprüfung durch das Amt für Heeresentwicklung und das Panzergrenadierbataillon 112 im Februar 2021 seine nochmals gesteigerte Leistungsfähigkeit im Vergleich zum bisherigen Puma gezeigt. Der neueste Puma hat ein neues Monitorsystem für den Blick nach außen, außerdem verfügt er über eine fest eingebaute Panzerabwehrwaffe.
Bereits im März hatten die Regener Panzergrenadiere diesen Puma im Schießübungszentrum im Einsatz. Zwei Panzergrenadierkompanien, dabei eine Kompanie vollständig mit dem VJTF- Puma ausgestattet, übten das Gefecht auf dem Übungsplatz Munster. Mit dabei auch wieder die Versorger aus Pfreimd und Roding. Die Profis des Versorgungsbataillons 4 hielten die Einsatzbereitschaft aller 30 Schützenpanzer bei hervorragenden 90 Prozent.
Sicherer und stärker
„Dass der Puma über eine wesentlich höhere Feuerkraft, Geschwindigkeit und Schutzausstattung verfügt als der Marder, war keine Überraschung“, sagt Kommandeur Lacher. Mit dem neuen Führungssystem zeige sich aber nochmals eine weitere Steigerung. „Vom Gruppenführer bis hin zum Kompaniechef ist nun ein präzises Lagebild sowohl durch den Puma als auch für die abgesessenen Kräfte mithilfe des neuen IdZ in Echtzeit verfügbar“, berichtet der Kommandant der Regener Grenadiere, der von Anfang an überzeugt war vom neuen Schützenpanzer. Das Lagebild sei wiederum die Grundlage für eine bessere und schnellere Befehlsgebung. Auch die Sicherheit der Soldaten erhöht sich dadurch, weil so Ausfälle durch sogenanntes friendly fire, die versehentliche Bekämpfung eigener Kräfte, verhindert werden können.
„Nach fünf Jahren Schützenpanzer Puma in der Panzerbrigade 12 lässt sich feststellen, dass sich die Raubkatze im Bayerischen Wald etabliert hat und die Soldaten sie immer besser beherrschen.
Quelle: Bayerwald-Bote