Von Michael Lukaschik
Regen. Gut, dass die ehernen Traditionalisten in der Bundeswehr nicht mehr so großen Einfluss haben. Sonst wäre das wohl nicht möglich gewesen, was sich Oberstleutnant Heiko Diehl beim Bataillonsappell gewünscht hat.
„Und jetzt spielt das Heeresmusikkorps das Stück ,Tage wie diese‘“, kündigte der Moderator an. Und schon schallte der Song der deutschen Ur-Punk-Band „Die Toten Hosen“ über den Antreteplatz der Bayerwald-Kaserne.
Wahrscheinlich darf man sich diese kleine Extravaganz erlauben, wenn man ein Bataillon drei Jahre lang so erfolgreich geführt hat, wie es Oberstleutnant Heiko Diehl getan hat. Als er es übernommen hat, im Juli 2011, da stand das Bataillon noch unter Schock. Im Februar 2011 waren drei Soldaten des Bataillons in Afghanistan erschossen worden. Kein leichter Beginn für einen neuen Kommandeur – der noch dazu wusste, dass er das Bataillon wieder nach Afghanistan führen wird. Unter Diehls Führung kümmerte sich das Bataillon nicht nur vorbildlich um die Angehörigen der getöteten Soldaten, unter seiner Führung verliefen auch die Monate in Afghanistan glücklich, alle Soldaten kehrten wieder gesund nach Regen zurück.
Diesen Einsatz stellte auch Diehls unmittelbarer Vorgesetzter, der Brigadekommandeur General Markus Laubenthal, in den Mittelpunkt seiner Rede. Ein Kommandeur, der die Leute gefordert hat und der sich auch für sie eingesetzt hat, sei Diehl gewesen. „Sie haben alles richtig gemacht“, lobte der General.
Heiko Diehl wird ans Bundesverteidigungsministerium nach Berlin versetzt, wird dort Referent für die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Was er verlässt? „Das beste Bataillon Deutschlands“, sagt er nach dem Appell gegenüber dem Bayerwald-Boten.
Das viele Lob, das an diesem Nachmittag auf Diehl niedergeht, das gibt er gleich weiter. Fünf Soldaten lässt er aus der Formation vortreten: Seinen Stellvertreter Major Axel Niemann, Oberstabsfeldwebel Franz-Josef Krampfl, Kompaniefeldwebel der 1. Kompanie, Oberfeldwebel Christopher Johnen, Rekruten-Ausbilder, Hauptfeldwebel Yvonne Keller, stellvertretend für die Soldaten, die während des Einsatzes den Betrieb in der Kaserne am Laufen gehalten haben, sowie Oberstabsgefreiten Tony Böhme als Vertreter der Mannschaftsdienstgrade. „Sie stehen stellvertretend für unser Bataillon, für unsere gemeinsame Zeit“, meint er, bevor er sich bei jedem mit Händedruck (kräftig) und einem Schlag auf die Schulter (noch kräftiger) bedankt.
Neudeutsch würde man vielleicht sagen, dass der Noch-Kommandeur Heiko Diehl etwas „angefasst“ wirkt, als er da so vor seinem Bataillon steht, als er General Laubenthal die Truppenfahne übergibt und der sie dann an Diehls Nachfolger Michael Torger weiterreicht.
In kleinen Gesten, die die vielen Ehrengäste vielleicht gar nicht mitbekommen, zeigt sich aber auch die Lockerheit, die Diehl kombiniert mit den hohen Ansprüchen, die er an seine Soldatinnen und Soldaten stellt. „Naja, wird ja wohl Zeit, dass ich gehe, damit ihr auch mal ein Fahnenband bekommt“, meint er, als er das Fahnenband mit seinem Namen an die eine Kompaniefahne heftet, die bisher noch ganz ohne Fahnenband ist. Und bei der Abschiedsrunde mit dem Schützenpanzer Marder über den Antreteplatz salutiert er ganz vorschriftsmäßig. Als der Panzer aber an den Gästen des Appells vorbeibrummt, unter denen auch Diehls Gattin Simone und die beiden Söhne Lukas und Linus sitzen, da salutiert er kurz mal nicht, sondern wirft seiner Ehefrau eine Kusshand zu.
Später, beim Empfang im Mannschaftsspeisesaal, wird er dann auch erzählen, dass er von den 13 Jahren, die er mit Simone Diehl verheiratet ist, zusammengezählt vier Jahre im Einsatz war. Nicht mitgerechnet: Übungsplatzaufenthalte. Diehl wird, wie er sagt, Regen eng verbunden bleiben. Und er kündigt schon an, dass er 2015 mit seinem Vorgänger Markus Kreitmayr das Pichelsteinerfest besuchen wird.
„Wie ein Sechser im Lotto“, sagt der neue Kommandeur Michael Torger zu der Tatsache, dass er das Bataillon jetzt führen darf. Er kennt die Einheit, war zwischen 2005 und 2010 unter anderem schon stellvertretender Kommandeur. Für das Bataillon werden die kommenden Monate etwas ruhiger, Auslandseinsätze stehen nicht auf dem Plan, der ISAF-Einsatz in Afghanistan ist vorbei. Möglich sei allerdings, dass das Bataillon für den Kosovo angefordert wird, so Torger.
Quelle: pnp.de