Radarturm bekommt neue Kuppel

(PNP) Gr. Arber. Die beiden Radartürme am Großen Arber sind längst zu einem Wahrzeichen des höchsten Bayerwald-Berges geworden. Im Sommer soll dort die höchste Baustelle des Bayerwaldes eingerichtet werden: Die Kuppel am Hauptturm wird erneuert. Rund 2,2 Millionen Euro investiert das Bundesverteidigungsministerium in dieses “Bauvorhaben zur Landesverteidigung”, damit auch in Zukunft vom Arber aus der Luftraum in einem 450-Kilometer-Radius von Berlin bis Venedig überwacht werden kann.

 Verantwortlich für die Durchführung dieses nicht gerade alltäglichen Bauvorhabens ist das Staatliche Bauamt in Passau. “Die beiden Radome am Arber sind über 30 Jahre alt. Der Zahn der Zeit und die rauen Wetterbedingungen haben Spuren hinterlassen”, weiß Leitender Baudirektor Norbert Sterl. Die Kuppeln bestehen aus Polyurethan- Hartschaum, und am Hauptturm hat diese Kunststoff-Oberfläche bereits so große Risse, dass Feuchtigkeit eindringt und die sensible Radartechnik im Inneren gefährdet.

“Die gesamte Kuppelkonstruktion muss deshalb erneuert werden”, so Norbert Sterl. Glasfaserverstärkter Kunststoff, in mehreren Schichten verklebt, wird dabei zum Einsatz kommen. Die technische Umsetzung der Baumaßnahme ist nicht ganz einfach. Da ist zum einen die exponierte Lage der Baustelle. Die Forststraße, die zu den beiden Arber-Wahrzeichen führt, wird wohl verbreitert werden müssen, damit die Baustelle für sämtliches Gerät gut erreichbar ist. Für den Bau der Kuppel selbst braucht man wohl eine Montage-Plattform. “Die gesamte Kuppel muss ja quasi am Boden zusammengebaut werden, denn wir können die alte Kuppel erst abnehmen, wenn wir die neue mit einem Kran sofort draufsetzen können”, erklärt Norbert Sterl.

Die Verklebung der einzelnen Kunststoff-Schichten kann An der Optik wird sich nichts ändernzudem nur bei Temperaturen höher als 15 Grad Celsius erfolgen. “Bei den klimatischen Verhältnissen am Arber kann es sein, dass wir die Kuppel unter einem Zelt zusammenbauen müssen”, so Sterl. Die frei tragende Konstruktion bestehe ausschließlich aus Kunststoff, also aus elektrisch nicht leitendem Material. “Nur so lässt sich die Genauigkeit der gewonnenen Daten gewährleisten”, so Sterl.

Den genauen technischen Ablauf der Baumaßnahme müsse die Baufirma festlegen, derzeit laufe noch die Ausschreibung. “Unser Ziel ist es, dass die Baumaßnahme diesen Sommer über die Bühne geht”, so Sterl. An den Maßen und der Optik des Radoms wird sich seiner Aussage nach nichts verändern. Die Kuppel hat einen Durchmesser von 18 Metern bei einer Höhe von knapp 15 Metern und einem Gesamtgewicht von rund sieben Tonnen.

Nichts ändern wird sich auch an der Nutzung des Radoms, es wird weiterhin vom Abgesetzten Technischen Zug 133 der Luftwaffe betreut. Hauptaufgabe der dort stationierten Bundeswehr-Soldaten ist die Überwachung des Luftraums und die Gewährleistung des militärischen Flugfunkverkehrs. Herzstück der Anlage ist die 15 Tonnen schwere Radarantenne, die den Luftraum in einem 450-Kilometer-Radius von Berlin bis Venedig überwacht.

Mit den Daten aus dem Arber-Radar können die Positionen der Flugzeuge im Umkreis von mehreren hundert Kilometern erfasst werden. Also fast alles zwischen Dresden, Bern, Venedig und Österreich. Die aktuelle Luftlage können die Soldaten auf einem Kontrollmonitor sehen. Für jedes Flugzeug gibt es dort ein kleines, weißes Kreuzchen, das sich langsam über die Bildfläche bewegt.

Die so gewonnenen Daten werden nicht vor Ort weiterverarbeitet, sondern ins so genannte Control and Reporting Center (CRC) nach Meßstetten in Baden-Württemberg übermittelt. Dort treffen auch die Daten anderer Radargeräte ein, die in einem Verbund arbeiten. Im CRC leiten die Soldaten des Luftwaffengefechtsstandes den militärischen Flugverkehr. Doch die Daten des erfassten Luftraumes dienen nicht nur der Bundeswehr oder der NATO, sondern auch der zivilen Luftfahrt und helfen also auch mit, dass wir sicher in den Urlaub fliegen können.

Eine Radarantenne besteht aus vielen Einzelantennen und wirkt für den Laien wie eine gestreifte Platte, acht auf acht Schon seit 1938 ein FliegerhorchpostenMeter groß. Ihre Funktion: Sie sendet ein Signal aus, das vom metallenen Körper der Flugzeuge reflektiert wird. Aufgrund der Zeitspanne zwischen Signal und ankommendem Echo kann die Entfernung der Maschine zum Arber berechnet und die Position bestimmt werden. Neben diesem “Primärradar” gibt es auch noch ein so genanntes Sekundärradar: Hier antwortet ein Transponder im Flugzeug automatisch auf das Signal vom Arber und überträgt zum Beispiel Flughöhe, Flugnummer oder Notrufe.

Notstrom-Generatoren sorgen dafür, dass das System auch bei einem Stromausfall ohne Unterbrechung weiterläuft. Im Betrieb sehen kann man die Antennen übrigens nicht. Geht man ins Radom, dann muss die Antenne abgeschaltet sein. Der Grund: Die elektromagnetische Strahlung ist zu gefährlich. Darum ist das Betreten nur zu Wartungszwecken und bei abgeschaltetem Sender erlaubt.

Im zweiten Turm, dem Funkturm, sitzen im Stockwerk unter den Antennen die Funkelektroniker, hier stehen auch die Funkgeräte. Neben Funkantennen befinden sich hier auch Antennen von Mobilfunkunternehmen wie Telekom oder Vodafone. “Auch hier ist der bauliche Zustand nicht mehr der beste, es gibt aber noch keine konkreten Sanierungspläne”, so Norbert Sterl.

Die Radarstellung auf dem Großen Arber ist die höchste Dienststelle der Bundeswehr. Schon 1938 war am Arber ein Fliegerhorchposten stationiert. 1976 wurde mit dem Ausbau einer Forststraße als Baustraße begonnen. 1979 war Baustart für die beiden Radome. Nach vierjähriger Bauzeit wurde die Anlage 1983 in Betrieb genommen. 1996 erfolgte die Umrüstung auf das neue Radarsystem, das nur mehr einen Turm benötigt. Heute kümmern sich rund 60 Soldaten rund um die Uhr um Betrieb, Wartung und Instandsetzung von Radar, Funk- und Fernmeldeeinrichtungen.

Die beiden Radartürme sind seit über 30 Jahren das Wahrzeichen des Großen Arbers. Die Luftwaffe überwacht vom höchsten Bayerwald-Berg aus den Luftraum von Berlin bis Venedig. Im Sommer soll jetzt die Kuppel des Radoms rechts in unserem Bild, in dem die Radarantenne untergebracht ist, erneuert werden

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