Ukraine-Krieg und die Folgen als Hauptthema beim sicherheitspolitischen Abend am Donnerstag
Von Johannes Fuchs
Regen. Der gemeinsame Neujahrsempfang von Landkreis, Stadt und Bundeswehr hatte bereits eine gewisse Tradition – die von der Corona-Pandemie gekappt wurde. Am Donnerstag wurde nun der Faden wieder aufgenommen, der diesjährige Sommer-Empfang in der Bayerwald-Kaserne firmierte als „sicherheitspolitische Veranstaltung“. Der gute Besuch und die Gespräche an den Stehtischen im großen Speisesaal zeigten, dass ein solches kommunikatives Zusammentreffen sehnsüchtig erwartet wurde.
Auch angesichts der tropischen Wärme im Saal hatten die Organisatoren wohl gut daran getan, den offiziellen Teil des Abends kurz zu halten. Oberstleutnant Falko Dreher, Kommandeur des Panzergrenadierbataillons 112, brachte die derzeitige Lage der Bundeswehr und speziell des Regener Bataillons griffig auf den Punkt. „Die Corona-Pandemie gönnt uns eine Pause, aber der Krieg in der Ukraine erlaubt uns kein Durchschnaufen“, sagte er. Denn das Eskalationspotenzial dieses Krieges sei enorm, und Bayern liege in Reichweite der russischen Mittelstreckenraketen.
„Einsatzbereitschaft heißt: Wir müssen siegfähig sein“
Und so habe „Einsatzbereitschaft“ eine neue Bedeutung gewonnen. „Wir müssen siegesfähig sein – Sie wundern sich vielleicht über ein Vokabular, das jahrzehntelang verschwunden war.“Dreher sprach damit die Ära an, als das Regener Bataillon „mit Stock und Schild“ seine friedensstiftenden Einsätze im Kosovo ausgeführt hatte. Jetzt steht die Landes- und Bündnisverteidigung im Mittelpunkt, dafür wurde das Bataillon mit dem Schützenpanzer Puma und neuer Infanterie-Ausstattung fit gemacht. Demnächst ist die neue Gefechtssimulationsanlage benutzbar. Und es geht weiter, sagte Dreher: Derzeit gehen praktisch alle Mittel der Bundeswehr in Bayern in die Panzerbrigade Oberpfalz, zu der unter anderem die Standorte Regen und Freyung gehören. Brigadekommandeur, Oberst Andreas Kühne, war unter den Zuhörern. 350 Soldaten des Regener Bataillons gehören zur Very high readiness joint task force (VJTF), sie müssten derzeit innerhalb von 30 Tagen einsatzbereit sein. 2023 führt Deutschland die VJTF, dann wird diese Frist für die Regener sogar auf sieben Tage verkürzt.
Bei allem Entsetzen über den Krieg in der Ukraine stellt Dreher fest: „Zurzeit ist eine gute Zeit für die Bundeswehr“. Denn deren Bedeutung werde wahrgenommen wie lange nicht mehr. Trotzdem schloss Dreher mit dem Wunsch: Dass möglichst schnell wieder Frieden einkehren möge in Europa.
Hohe Spritpreise machen guten ÖPNV zur Pflicht
Landrätin Rita Röhrl betonte die Nähe der Region zum Regener Bataillon: „Ihr seid unsere Bundeswehr – ob mit oder ohne 100 Milliarden Sonderinvestition“. Für den Landkreis formulierte sie vier Kernaufgaben: Bildung, Gesundheit, Mobilität und die eigene Verwaltung. Und sie nannte dazu beispielhaft die aktuellen Schul-Investitionen im Zwieseler Gymnasium und in der Viechtacher Hotelberufsschule, das fast fertig sanierte Krankenhaus in Viechtach und die Neubau-Pläne für die Arberlandklinik Zwiesel. Wichtiger denn je sei die Neuaufstellung des ÖPNV-Angebotes rund um das Rückgrat Waldbahn, das könne man leicht an den aktuellen Spritpreisen ableiten, die zunehmend Menschen von der Mobilität abzuschneiden drohten.
Und weil die Aufgaben des Landratsamtes ständig umfangreicher würden und die Bürokratie zunehme, sei der weitere Ausbau des Landratsamtes im Bereich des früheren Sitzungssaales unverzichtbar: „Wir sind alle auf einem unsicheren Schiff, trotzdem müssen wir weiter für die Zukunft planen“.
Regens Bürgermeister Andreas Kroner hatte gleich einen Beleg parat für die gute Einbindung der Bundeswehr ins Stadtleben: beim Osterritt waren er und Kommandeur Dreher hoch zu Ross dabei gewesen. Die Stadtentwicklung werde in den kommenden Jahren vom Berufsschul-Neubau und den Projekten auf dem Rodenstock-Gelände geprägt, glaubt Kroner, „hier kann nahezu ein neuer Stadtteil entstehen“. Zudem werde es höchste Zeit, dass die ruinöse Fassade an der Zwieseler Straße verschwinde. Auch beim Grünen Zentrum bleibe die Stadt auf Kurs, auch wenn es „kurze Irritationen“ wegen des Ausstiegs des Bauernverbandes aus dem Projekt gegeben habe.
Kroner, umsichtiger Gastgeber und selbst Musiker, sorgte, bevor er das kalte Büffet freigab, noch einmal für Ruhe im Saal für das Gesangsduo „Herzensklänge“. Sophia Probst und Karolina Wisnet hatten die Reden im friedensbewegten Liedermacher-Stil mit schönem zweistimmigem Gesang aufgelockert.
Bilder: pnp.de